Chremaskop
Geldzähler, Geldscheingroße Abbildungen
2025
Das Chremaskop basiert auf einem Geldscheinzähler. Dieses Gerät, ursprünglich für den Finanzverkehr konzipiert, wird zweckentfremdet: Mit einer Geschwindigkeit von 1000 Scheinen pro Minute (16,6 Bildern pro Sekunde) transportiert es gedruckte Animationssequenzen in ein flimmerndes Bild. Der Begriff Chremaskop ist ein Kunstwort, abgeleitet von den griechischen Begriffen chrēma (Geld, Besitz) und skopein (sehen, betrachten).
Die Installation versteht sich als ironisches Ready-Made – eine funktionale Maschine, die in einem ungewohnten Kontext zur Darstellung von Bewegungsstudien verwendet wird. Dabei betrachtet das Publikum vorproduzierte Animationen, die speziell für diese mechanische Bildwiedergabe konzipiert und als gestapelte Papiersequenzen vorbereitet wurden. Die Papierstapel werden von den Betrachter:innen eigenständig in das Gerät eingeschoben. Der Geldscheinzähler wird dabei auf einer schlichten, funktionalen Stele oder einem ähnlichen Sockel präsentiert, sodass eine Betrachtungssituation entsteht, die an die frühen Kinetoskope von Thomas Edison erinnert: Das Publikum beugt sich über das Gerät und blickt in eine Art mechanischen Guckkasten.

Kinetoskop von Edison
Über Roman Wolter

Roman Wolter hat Integriertes Design an der Hochschule für Künste Bremen studiert – geprägt von den Spannungsfeldern der Ulmer Schule für Gestaltung und dem Dunstkreis der Neuen Frankfurter Schule. Zwischen Produktdesign und Illustration, zwischen Kunst und Design, zwischen Dogma und Anarchie.
Im bewegten Bild findet er den Rahmen, um unterschiedliche Einflüsse, Neigungen und Ausdrucksformen zu kanalisieren. Roman Wolter versteht sich als interdisziplinärer Grenzgänger. Seit 2010 arbeitet er als Motion Designer und Art Director im angewandten Bereich und gestaltet Titelsequenzen, Explainer-Videos und Produktfilme. In seiner kommerziellen Arbeit strebt er stets nach künstlerischer Kontrolle in allen Produktionsphasen – ein Ansatz, der ihn eher in der Tradition des Autorenkinos verortet als in der klassischen Dienstleistungslogik der Branche.
Mit seinen freien Arbeiten reflektiert Roman Wolter das bewegte Bild an sich. Er bricht mit konventionellen Erzählstrukturen und sucht nach ungewohnten Formaten, um den Bildschirm zu verlassen – sei es durch Projektionsmapping, interaktive Elemente oder den Einsatz analoger Techniken. Sein Ziel ist es, die Abgeklärtheit im Umgang mit Film und Animation abzustreifen und neue Perspektiven zu eröffnen: für sich selbst und für das Publikum.
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