Echos und Zukunftsgeflüster in verwunschenen Zeiten
Rauminstallation mit Video, Sound und Skulptur
2023
Ich nehme den Begriff Baukörper wörtlich und verstehe Orte als lebendige Wesen, die Leben beherbergen, unterschiedliche Nutzungsformen annehmen und sich menschlichen Entscheidungen unterwerfen (müssen). Besonders unter der Oberfläche des Sichtbaren befindet sich alles in einem fortwährenden Prozess der Veränderung von einem Seinszustand in einen anderen.
Die Elemente dieser Installation entstehen in einem solchen Prozess: Eigene Aquarelle mit organischen Strukturen werden sowohl als Datensatz für ein selbsttrainiertes neuronales Netzwerk verwendet und zu Videos entwickelt, als auch dekonstruiert und zu der physischen Masse für die kreatürlichen Skulpturen verarbeitet. Der Sound nimmt auf subtile Weise Aspekte des Ortes und seiner Geschichte auf und verwebt sie mit weiteren. Eine Begegnung zwischen dem Starren und dem Lebendigen, dem Festen und dem Fließenden, sowie dem Verwischen dieser Grenzen.
Die Arbeit spricht die kollektive Notwendigkeit an, unsere Rolle als Teil eines Ganzen neu zu definieren. Dabei stellt sie keine Antworten bereit, sondern zeigt eine Suche nach Lebendigkeit und Verbindung. Ein Ankommen im Ungewissen. Eine Rauminstallation, in der sich Vergangenheit, aktuelles Zeitgeschehen und imaginäre Zukunftsszenarien vermischen und abseits von menschenzentrierten Erzählungen neu zusammensetzen.
Über Marie-Luise Meister
Marie-Luise Meister ist interdisziplinäre Künstlerin, kommt ursprünglich aus Berlin und lebt derzeit in Leipzig. Sie studierte am Royal Institute of Art in Stockholm, an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig und hat einen beruflichen Hintergrund in Theater, Musik und Projektmanagement. Sie war Artist in Residence in China, der Slowakei, Georgien, Italien und Palästina und ist seit 2017 Stipendiatin der Rosa-Luxemburg-Stiftung. In ihren aktuellen Arbeiten kombiniert sie digitale Prozesse wie selbst trainierte neuronale Netze (KI) mit analogen Techniken wie Malerei und Skulptur, um Situationen zu schaffen, in denen sich historische Ereignisse und imaginäre Zukunftsszenarien im Raum überlagern und brechen. Thematisch beschäftigt sie sich mit symbiotischer Entwicklung, Epigenetik und Storytelling und verwebt die verschiedenen Stränge in einer fortlaufenden Serie von ortsbezogenen Rauminstallationen, die Video, Klang, Text, Malerei und Skulptur umfassen.
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